top of page
Geschichtszeichen komplett

024 | Das Wasserschloss Fröhstockheim

Geschichtszeichen
Unscheinbare und verborgene Geschichten erleben …
Geschichtszeichen Logo.png

Das Wasserschloss beherrscht das Dorfbild Fröhstockheims.

Ein Teil von Rödelsee und ganz Fröhstockheim war bis 1803 Eigentum der Graphen von Sonnenberg. Bis ins südliche Franken herein hatten sie ihre Befestigungen gelegt, mit denen sie ihre Ritter für die Kriegsdienste belehnten. Eine solche Feste war auch Fröhstockheim. Im 14. Jahrhundert saßen Ritter aus verschiedenen Familien auf der dortigen Burg: Luxo und Better von Morlbach, Hans von und zu Obersfeld, Gundelach von Giebelstadt. Ihnen folgten von 1390 bis nach 1500 die Fuchs; dann kurze Zeit die von Sezberg und nach ihnen wurden die Freiherrn von Grailsheim mit dem Rittersitz belehnt, die ihn seit 1529 inne haben. Wann das Schloß Fröhstockheim gebaut wurde, ist nicht zu ergründen. Im Bauernkriege des Jahres 1575 soll dasselbe jedenfalls gänzlich abgebrannt worden sein, wofür die Bauern ihrer Gutsherrschaft 47 fl. zahlen mußten.


1611 starb Ernst von Grailsheim, der tatkräftige Kanzler Brandenburgs in Ansbach. In einem feierlichen Akte wurde Friedrich von Grailsheimum die Burg Fröhstockheim, die Kemenate zu Rödelsee und der Gutshof zugesprochen. Bei der feierlichen Übernahme mußte Friedrich von Crailsheim, fortan alleiniger Dorfherr von Fröhstockheim, geloben, daß er der Grafschaft Sonnenberg allzeit treulich diene. In ruhigen Friedensjahren vergrößerte er sein Familiengut. Er kaufte den oberen Hof mit allen dazu gehörigen Gütern. Kirchturm und Schloss erhielten von ihn im wesentlichen die heutigen äußeren Formen. Ins Schloss baute er den Schneckenturm, erhöhte das Gebäude mit den vier Ecktürmen um ein Stockwerk und ließ den Kirchturm spitzger zulaufen. Der Wassergraben zum Schutze des Torhofes wurde vertieft. Von Obernbreit ließ er Muschelkalkquadern beischaffen, um die Wasserleitung zum Dorfbrunnen und zum Schloß dauerhafter zu machen.


Nun kam der dreißigjährige Krieg. Die beiden Dörfer Rödelsee und Fröhstockheim litten schwer. Im Jahre 1641 war kein einziger Mann mehr zu Rödelsee und Fröhstockheim. Der letze Burgherr war nach Kitzingen geflüchtet. Nun sollte Georg Friedrich von Grailsheim die Herrschaft übernehmen. Alle Weinberge um Fröhstockheim lagen in Ellern (Verwildert). Kirche und Schloss in Fröhstockheim standen als Mauerreste zwischen den andern Häusern, die in Schutt lagen. Kein Möbelstück war mehr im Schloß, sogar die Fenster, Öfen, Türen, alles Schreinerwerk war verschwunden.


Georg Friedrich von Grailsheim wollte zunächst Schloß und Kirche bewahren. Er stütze das innere der Gebäude und ließ Löcher in den Dächern mit Stroh zuhängen. Die Zugbrücke, die vor der Abtei über den Wassergraben führt wurde mit zwei schweren Ketten in Stand gesetzt, im Schlosshof wurde vor das Gebäude eine zweite Schlagbrücke gelegt. Damit die Gräben der Burg tief mit Wasser gefüllt werden konnten, ließ er die beiden großen versumpften Seen hinter dem Schloß stehen und dort Wasser sammeln. Er wollte sorgen, dass sein Schloss wieder eine feste Wasserburg werde. Als die Zeiten wieder ruhiger wurden, konnte man an den Wiederaufbau denken. Langsam wurden die Äcker wieder gerodet und bebaut. Das Dorf bevölkerte sich wieder.


Nach dem Krieg übernahm ein neuer Schlossherr, Rittermeister Reinhold vom Weisen, ein Schwiegersohn derer von Grailsheim, die Familiengüter in Rödelsee und Fröhstockheim. Er war auf die Verbesserung des Besitzes bedacht und brachte langsam durch zähe Arbeit und Sorgfalt die Felder wieder in guten Bau. Es blieb jedoch kein Überschuss. Die Familie verarmte. Reinhold von Weiden hatte das heruntergekommene Gut zu einem billigen Umschlag übernommen. Er musste deshalb den übrigen Familien einen geringen Zins zahlen. Reinhold von Weiden gab den niedriger geschriebenen Zins weiter. Es entwickelte sich daraus ein grimmiger Federkrieg. Auch die Gebrüder von Grailsheim klagten über die Zerissenheit: „Es ist kein richtig Fuß oder Maß zu Franken, damit alle Anschläge ausgemessen und über einen Kamm geschoren werden.“ In der Folge übernahmen die Gebrüder von Grailsheim ihre Familiengüter in Fröhstockheim und Rödelsee. Die Henneberger Grafen waren ausgestorben.


Das Schloß, welches im Viereck gebaut ist, liegt auf der Südseite des Dorfes und ist mit einem Graben, welcher nahezu trocken gelegt ist, umgeben. An den vier Ecken des Schlosses befinden sich Türme, wovon drei am Schlosse angebaut sind. Der Turm auf der Nordostseite ist durch einen 3 m langen Gang vom 1. Stock aus mit dem Schlosse verbunden. Die seinerzeit bestandene Zugbrücke wurde abgebrochen und der Graben an dieser Stelle aufgefüllt. Der südwestliche und südöstliche Turm des Schlosses waren früher zu Gefängnissen eingerichtet, was die viereckigen Öffnungen in den Gewölben zeigen. Das Gewölbe des südöstlichen Turmes mußte herausgenommen werden, da der Turm sehr starke Risse zeigte. Die zwei Türme auf der nordwestlichen und nordöstlichen Seite sowie die Keller waren vermutlich zur Verteidigung eingerichtet, was man aus den jetzt noch sichtbaren Schußscharten schließen kann. An den vier Ecken befinden sich im Inneren große Säle, an die sich die Turmzimmer anschließen. Im Erdgeschoß befinden sich die Küchen, das Waschhaus, die Holzlegen, Gesindezimmer und das Kelterhaus (früher ein großer Rittersaal mit vier ionischen Säulen, an welchen die Stuckarbeiten größtenteils abgefallen sind). Der Gang im 1. Stock ist sehr schmal angelegt. Eine Wendeltreppe bildet den Aufgang zum Schlosse. Im Erker und den Mansarden befinden sich ebenfalls Wohnräume; von ersterem aus genießt man einen herrlichen Ausblick gegen den schönen Schwanberg. Unter dem Schlosse sind vier sehr schöne und große Kellerabteilungen. Ferner befindet sich auf dem Rittergute Fröhstockheim und zwar nördlich des großen Getreidespeichers und des Meiereiwohnhauses eine im Jahre 1900 neu gebaute Dampfbrennerei. 


1976 wurde das Schloss erneut renoviert. Schwerpunktmäßig die Außenfassade. 1992 wurde die aktive Landwirtschaft aufgegeben. 2007 übernahm Hubertus von Crailsheim das Schloss und die Bewirtschaftung der Gebäude wurde wieder intensiviert. Alle Mietswohnungen wurden auf neusten Stand gebracht, Altsubstanz abgerissen und verbessert, ein Wärmenetz gebaut und eine Heizzentrale errichtet. In der Landwirtschaft wurden die Forst- und Grünlandwirtschaft erheblich intensiviert.

Im Jahr 2023 beinhaltet das Schloss ca. 25 Pferdeplätze und 11 Mietswohnungen.


Weitere Schlösser in Rödelsee

Neben dem Wasserschloss in Fröhstockheim befand sich auch in der Gemeinde Rödelsee schon frühzeitig ein festes, rings vom Wasser umgebenes Schloß auf der Insel im See, welches 1525 von den Bauern niedergebrannt wurde. Die Bauern wurden von Jörg Naß aus Fröhstockheim angeführt und die wenigsten der Bauern wußten den Grund ihrer Tat anzugeben. (Lang, Geschichte von Bayreuth, I, 207.) Der See im Ortskern ist als Überrest des Wassergrabens ein stiller Zeuge dieser Geschichte. Die ersten bekannten Besitzer waren die Grafen von Hohenlohe, welche auch anfangs des 14. Jahrhunderts Burg und Stadt Kitzingen als Reichslehen inne hatten. Aus der Feste zu Rödelsee scheint sich eine Ganerbschaft unter der Lehensherrschaft der Grafen von Hohenlohe gebildet zu haben, und erscheinen als erste Ganerben die Herren von Fuchs und von Seckendorff. Aus dem Jahre 1689 ist überliefert, dass der Rödelseer Besitz der Herren von Crailsheim aus dem alten Schloß mit einem Wassergraben und zwei runden Türmen bestand. Die runden Türme waren schon 1708 nicht mehr vorhanden. Die Insel, im Jahr 2023 ein Garten, wurde 1887 verkauft. Zum alten Schloß gehörten sechs Hofstätten um dasselbe herum, der sogenannte Freihof oder neue Bau, auch Heßbergischer Hof, die alten Kemnaten mit Scheunen, Städeln und Hofrait, soweit dieselben mit einer Mauer umfangen.


Das heutige Schloß Crailsheim in der Ortsmitte Rödelsses, wurde im Jahre 1689 als Freihof oder Neuhaus erstmals genannt, ist in Form eines Rechteckes um ca. 1600 gebaut und besteht nur aus einem Hochparterre. Es hat elf geräumige Zimmer und einen sehr schönen Keller, welcher sich auf die ganze Schloßlänge und –breite ausdehnt. Das durch einen gedeckten Gang mit dem Schlosse verbundene Nebengebäude war vermutlich früher der Truchseßsche Hof. Die früheren sechs Hofstätten bestehen jetzt aus einem Meiereiwohnhaus mit Stallungen und vier Scheunen. Schloß- und Meiereigebäude sind auf der Süd- und Ostseite mit einer Mauer umgeben. An der Nordseite des Schlosses befindet sich der ca. 1 Tagwerk große Schloßgarten, welcher mit Obstbäumen bepflanzt ist.


Nach dem 2. Weltkrieg verkauften die Crailsheimer ihr Schloss Rödelsee und erneuerten mit dem Erlös das Schloss in Fröhstockheim. 1954 kaufte die Gebietswinzergenossenschaft Franken das Schloss und die Nebengebäude. 2020 kaufte die Gemeinde Rödelsee das Schloss schließlich zurück und betreibt darin eine Vinothek mit Touristinformation. Das Schloss wird vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Baudenkmal geführt, während die Reste des Vorgängerbaus im Boden als Bodendenkmal eingeordnet wird.


Das Schloss am Schwanberg

Der erste Bau einer Burg auf dem Schwanberg, als Vorläuferbau des dortigen Schlosses, erfolgte um 1250. Nachdem die Burg um 1633 niedergebrannt worden war, verfiel sie bis zum Wiederaufbau Anfang des 18. Jahrhunderts. Nach einer wechselvollen Geschichte erwarb der Gießener Keramikunternehmer Jean Dern 1897 das Anwesen und baute es in ein touristisch interessantes Ausflugsziel um. Im Jahr 1911 kaufte Alexander Graf von Castell-Rüdenhausen das Schloss und das Schlossgut mit rund 300 Hektar Grund. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es mit dem Ziel beschlagnahmt, dort eine NS-Schule einzurichten. Nach dem Krieg waren bis 1949 amerikanische Soldaten im Schloss untergebracht, danach wurde es in ein Altersheim umgewandelt. Nach der Verlegung des Altersheims im Jahr 1957 wurde der Schwanberg zur Heimat der evan-

gelischen Ordensgemeinschaft Communität Casteller Ring (CCR). Der Erbe des Anwesens Radulf Graf zu Castell-Rüdenhausen (1922–2004) war kinderlos, sodass das Schloss nach seinem Tod an das Geistliche Zentrum Schwanberg verkauft wurde. Heute ist der Schwanberg mit seinem Schloss beliebtes Tagungszentrum, heilender und heiliger Ort für Menschen im Fragen und Suchen sowie Ziel für Ausflügler und Wanderer.


Quelle: Buch „Geschichte Rödelsee“ von Sebastian Zeißner, Text aus der Familienstiftung von Hubertus von Crailsheim

bottom of page